Schwäbisch schreiben
Wia kã-mor aegendlich a guads Schwäbisch schreiba?
Schwäbisch - Eine außerordentlich klangreiche Sprache
Das Tolle an der schwäbischen Sprache ist: Sie ist eine außerordentlich klangreiche Sprache.
Sie belegt mit ihrem Klangreichtum einen Spitzenplatz unter den europäischen Sprachen.
Das Schwäbische kennt 15 Vokale. Das sind sieben mehr als die acht hochdeutschen Vokale a, e, i, o, u, ä, ö, ü. Mit dem Hochdeutschen teilt es die sechs Vokale a, ä, e , i, o, u. Die Vokale ö und ü gibt die es im Schwäbischen nicht, dafür hat es weitere neun eigene Vokale: fünf Nasalvokale, drei Leichtvokale (germanistisch: Schwa-Laute) und das dunkle a.
Ebenso kennt es 15 Diphthonge. Bei den Diphthongen ist der Unterschied zum Hochdeutschen noch krasser: Dieses kennt nur drei Diphthonge ei, au und äu = eu. Das Schwäbische dagegen kennt zwölf Diphthonge mehr als das klanglich doch ziemlich arme Hochdeutsche, das eher den Titel "Flachdeutsch" verdienen würde.
Hochdeutsch allein reicht nicht für die Schreibung des Schwäbischen
Durch die Fülle seiner Vokale und Diphthonge bekommen wir für die Schreibung des Schwäbischen ein massives Problem. Aber daran ist aber nicht das Schwäbische schuldig, sondern das klangarme Deutsche. Dem klangarmen Hochdeutschen fehlt es hinten und vorne am Nötigsten, um das klangreiche Schwäbische angemessen schreiben zu können.
Es liefert keinerlei Lösungen, weder für die fünf Nasalvokale noch für die drei Leichtvokale, noch für das dunkle a. Bei den Diphthongen wird es noch krasser: Wie soll man die 12 Diphthonge schreiben, die das Hochdeutsche allesamt nicht kennt? Das Hochdeutsche ist viel zu beschränkt, um Schwäbisch gut zu schreiben.
Für die Schreibung des Schwäbischen findet sich alles Nötige in den europäischen Sprachen.
Wir leben in der Zeit der europäischen Einigung. Das dient auch der Schreibung des Schwäbischen. Denn für jeden (!) hochdeutsch nicht schreibbaren schwäbischen Laut findet sich in den europäischen Hochsprachen eine anerkannte Schreibweise. Ob Schreibweisen für die nasalierten Laute, für die zahlreichen schwäbischen Diphthonge, oder für was auch immer - die europäischen Hochsprachen bieten für jeden schwäbischen Laut eine passende Schreibung. Beispiele:
> Das dunkle a kommt in den skandinavischen Sprachen vor. Dort schreibt man ganz einfach å, also Schåf Schaf , er håt hat, må bisch? wo bist du? usw.
> Die Nasallaute schreibt man am besten mit Tilde, also nãgao hingehen, Mã Mann und Mõ Mond usw.
Bitte nicht so!
Leider schreiben viele schwäbische Dialektschreiber/innen aus einem kleingeistigen und engen Kirchturmhorizont heraus. Mangels besserer Kenntnisse pressen sie ihr Schwäbisch in das schriftdeutsche Korsett hinein. Aber genau das ist der Ursprung aller Probleme!
Eine noch schlimmere Sackgasse ist es, wenn sich ein/e Autor/in irgendwelche beliebigen Strichlein, Häkchen, Auslassungszeichen und Akzente selber ausdenkt und nach eigenem Gusto verteilt. Wer weiß da beim Lesen schon, was sich da dann jede/r Schreiber/in für sich so gedacht hat?
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