Schwäbische Grammatik



Schwäbisch und Oberdeutsch

Die schwäbische Sprache ist eine Nachfolgesprache des alten Oberdeutschen (ca. 750-1050 n. Chr.). Sie kommt damit aus einem anderen Sprachraum als das heutige Hochdeutsche, das schwerpunktmäßig eine Nachfolgesprache des östlichen alten Mitteldeutschen (ca. 750-1050 n. Chr.) ist.

Das alte Oberdeutsche teilte sich kurz nach 1000 n. Chr. in ein östliches Oberdeutsch (bairisch-österreichisch) und in ein westliches Oberdeutsch (alemannisch-schwäbisch) auf. Das westliche Oberdeutsche seinerseits teilte sich bis 1350 n. Chr. in das Alemannische und in das Schwäbische auf. Viele Elemente seiner Grammatik teilt das Schwäbische bis heute mit dem Alemannischen und mit dem Bairischen.



Die Hauptregel für die schwäbische Grammatik lautet:

Die schwäbische Grammatik steht nicht für sich. Sie ist Teil der
weitgehend gleichen Grammatik des ganzen oberdeutschen Sprachraums.




Schwabisch - Mehr als nur ein Dialekt

Schwäbisch wird zwar meist als Dialekt abqualifiziert. Es ist aber weit mehr. Es ist als Sprache sehr gut darstellbar, einschließlich seiner Grammatik. Die grammatische Ausprägung des Schwäbischen erfolgte im gesamten schwäbischen Sprachraum, vom Schwarzwaldkamm im Westen bis zum Lech im Osten, gemeinsam. Die Grammatik ist das einheitliche Fundament des ganzen schwäbischen Sprachraums.

Was regional variiert, ist der Klang der Aussprache; auch können einzelne Orte ein ein paar andere landwirtschaftliche Wörter haben als ihre Nachbarorte.
Das war´s dann aber schon zum Thema: "Dia emm Nachbarort hend fae a ganz andors Schwäbisch wia mir!". Denn:

Die Grammatik ist überall gleich. Drei Beipiele:


1.  Das Verb "haben" 


Überall hört man statt des zweisilbigen hochdeutschen "wir haben/ihr habt/sie haben" im Schwäbischen die einsilbige Kompaktform auf "-nd" bzw. "-nt". Überall ist die grammatische Grundstruktur dieser Wortform gleich: 
- nieder- und oberschwäbisch "mir/ihr/se hend" und "mir/ihr/se hand" 
- ostschwäbisch "mir/ihr/se haot" und "mir/ihr/se hant".

2.  Die Personalpronomen

Überall gleich sind auch sind auch die Personalpronomen "mir" wir, "ir" ihr und "se" sie.
Das gilt übrigens für alle anderen Personalpronomen, sowohl die des Singulars wie die des Plurals.
Überall gibt es auch die Personalpronomen mit der zweifachen Reihe: betonte/unbetonte Formen, so zum Beispiel "i/e" ich, "mii/me" mich, "sui/se" sie (Einzahl), "sia/se" sie (Mehrzahl) usw.
Das Hochdeutsche kennt nur eine einzige Reihe.

3.  Das Verb "tun"

Überall gebrauchen Schwaben die Wortform "är tät", egal ob im Westen im Schwarzwald oder im Osten am Lech, egal ob im nördlichen Backnang oder im südlichen Biberach. Es ist überall die gleiche grammatische Form. Darüber hinaus wird "tun" als Hilfsverb nicht nur im schwäbischen Sprachraum verwendet, sondern im gesamten oberdeutschen Sprachraum, also auch alemannisch-südbadisch-schweizerisch, bairisch-österreichisch und südfränkisch.

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