Die schwäbischen Artikel
D schwäbische Artiggl
Die Artikel schwäbisch und hochdeutsch
Das Schwäbische kennt, wie das Hochdeutsche, den bestimmten Artikel und den unbestimmten Artikel. Über das Hochdeutsche hinaus gibt es Ansätze zu einem distributiven (zuweisenden) Artikel.
Für den bestimmten Artikel ist in beiden Sprachen das althochdeutsche Demonstrativpronomen der Ausgangspunkt. Die schwäbische Sprache hat dieses Pronomen weiterentwickelt und ausdifferenziert, während das Hochdeutsche es zum bestimmten Artikel verschoben hat.
1. Der schwäbische bestimmte Artikel
Er entstand als schwachtonige Nachfolgeform des althochdeutschen Demonstrativpronomens.
Dieses lautete im Singalar der, diu, daz, und im Plural dien [i und e getrennt gesprochen].
Daraus wurde im Schwäbischen im Singular dor, d, s, und im Plural d.
Über den bestimmten Artikel hinaus hat das Schwäbische Ansätze zu einem distributiven Artikel entwickelt. Dieser ist zum einen durch genaues Studium der schwäbischen Mundartliteratur belegbar, zum anderen bei genauem Honhören in Alltagsgesprächen. In der Germanistik besteht dafür allerdings werder Sensorium noch Interesse, da im Hochdeutschen kein distributiver Artikel existiert.
2. Das schwäbische Demonstrativpronomen
Das althochdeutsche Demonstrativpronomen lautete im Singular der, diu, das, und im Plural dien [i und e getrennt gesprochen].
Das Schwäbische Demonstrativpronomen ist die starktonige Nachfolgeform dieses hergebrachten Demonstrativpronomens. Es lautet im Singular där, dui, dees [mit langem e], und im Plural dia.
Das Neuhochdeutsche dagegen hat das althochdeutsche Demonstrativpronomen zum bestimmten Artikel verschoben. Dieser bestimmte Artikel lautet nun im Singular der [gesprochen däa] , die [u nicht mehr gesprochen], das, im Plural die [en nicht mehr gesprochen]. Dadurch fehlte dem Hochdeutschen allerdings nun das seitherige Demonstrativpronomen. Als Ersatz entstand das neuhochdeutsche dieser, diese, dieses. In die schwäbische Sprache fand dieser Ersatz keinen Eingang - das Schwäbische besaß ja immer sein hergebrachtes Demonstrativpronomen.
3. Der schwäbische unbestimmte Artikel
Die schwäbische Sprache hat hier eine klare dreifache Differenzierung bewahrt. Sie unterscheidet klar die drei unterschiedlichen Wortarten: den unbestimmten Artikel "a" ein (wie englisch "a"), das Zahlwort "oe" ein (englisch "one") und das Adverb "ae" ein (englisch "in"). Sie steht dadurch hier wie in vielem anderen der englischen Sprache deutlich näher wie das Hochdeutsche. Das Hochdeutsche dagegen hat alle drei Wörter zu "ein" zusammengeworfen und wirkt etwas einfältig.