Der Butter




Warum heißt es auf Schwäbisch und im gesamten Oberdeutschen „der″ Butter?


Das Schwäbische hat bei diesem Wort das originale Geschlecht beibehalten. „Butter″ ist ein Lehnwort aus dem romanischen Sprachbereich. So heißt es in Frankreich „le beurre" und in Italien „il burro″ - in beiden Sprachen männlich! Das Wort Butter ist sozusagen über die Alpen aus dem romanischen Sprachbereich nach Norden gesprungen und im Süden des deutschen Sprachraums gelandet - mitsamt seinem männlichen Geschlecht. Erst sehr viel weiter nördlich hat man dieses Wort aus Unkenntnis einer willkürlichen und fatalen Gechlechtsumwandlung unterzogen.

Im Internet taucht auf zahllosen Seiten die immer wieder wortwörtlich (!) gleiche Behauptung auf, Butter sei aus folgendem Grund weiblich: "Über den Plural des spätlateinischen Wortes, also butyra, dürfte die Butter schließlich die Wandlung zum Femininum vollzogen haben." Da wird im internet der immer gleiche Unsinn von der einen Seite zur zweiten abgeschrieben, von der zweiten Seite anschließend zur dritten usw. usw. 

Dass es sich da um eine bloße und durch nichts belegte Vermutung ("dürfte") handelt, merkt da wohl keiner mehr! Unsinn bleibt Unsinn, auch wenn er sich im Internet häuft. Dazu ist anzumerken:

(1.) Wer das "Deutsche Wörterbuch" der Brüder Grimm auf Nachweise zum Wort Butter konsultiert, wird schnell merken: Noch im Spätmittelalter verwendeten die  Gelehrten im gesamten hochdeutschen Sprachraum die männliche Form "der Butter".

(2.) Es gab und gibt vom Wort Butter auch keinen sinnvollen Plural, da Butter ein Gattungsbegriff ist und keine zählbare Menge bezeichnet (wie zum Beispiel "zwei, drei, vier Äpfel" usw.). Wenn tatsächlich einmal gezählt wird, dann sagt man: "... Stück Butter".

3.) Wer einen angeblichen spätlateinischen Plural von "Butter" mit weiblich klingender Endung behauptet, muss erklären, warum in den direkten Nachfolgesprachen dieses Spätlateinischen (Französisch, Italienisch) Butter durchweg männlich geblieben ist und in ihnen auch nicht die geringste Spur eines weiblichen Geschlechts zu fnden ist! 

Etwas politisch gefärbt könnte man dazu sagen: Schwäbisch ist eine Sprache, die mit Zuwanderern (germanistisch: "Lehnwörter") höflich und korrekt umgeht; das Hochdeutsche leider nicht. Deshalb hat das Schwäbische dem Zuwanderer "Butter" selbstverständlich sein persönlich mitgebrachtes Geschlecht gelassen!


Nicht nur "der" Butter


Es gibt im Hochdeutschen über 100 weitere Wörter mit einem anderen als dem originalen Geschlecht. An ihnen allen hat das Hochdeutsche (!) die Geschlechtsumwandlung vollzogenund nicht das Schwäbische. Dazu gehören zum Beispiel Wörter wie Backe, Fahne, Socke, Wade, Zehe und viele andere mehr. Diese Wörter waren immer schon männlich. Erst ab etwa der Mitte des 2. Jahrtausends (1500 n. Chr.) wurden diese Wörter im Norden Deutschlands zu weiblichen Wörtern umgemodelt. Wer es nicht glaubt: Bitte im "Deutschen Wörterbuch" der Brüder Grimm die Artikel zu den einzelnen Wörtern nachschlagen.


Auf der Suche nach Belegen

Die Suche nach Belegen für Wörter mit einem anderen Geschlecht als im Hochdeutschen gestaltet sich sehr schwierig. Denn der Duden mag Geschlechtsdiversitäten überhaupt nicht leiden, und die nach ihm programmierten automatischen Wortkorrekturprogramme tilgen sofort jedes anderslautende Geschlecht. Geschlechtliche Diversitäten von Wörtern sind dem Duden ein Greuel.

Da braucht es viel Geduld und das Glück des Zufalls, um Belege zu finden, die sich dieser Diktatur entziehen konnten. Von solchen glücklichen Zufällen erzählen nachfolgenden beiden Geschichten.

> Der Eisenbahn-Album

> Der Brennnessel